Eine Mensa und neue Fachräume für das GIS

Das Spiegelschloss

Der Architekt (er macht nur Schulbau) erklärt uns nun, das ein „offener“ Wettbewerb mit geladenen Büros (sechs in der Anzahl), zu diesem Ergebnis führte. Es gab städtebauliche Vorgaben der Stadt, von denen sein Büro abwich, aufgrund dessen er den Zuschlag erhielt.

Das Mobiliar der Mensa ist ganz in schwarz gehalten. Kastenmöbel, keine Stühle. Die Ausgabe ist leider durch eine Jalousie geschlossen. Die Salatbar, oder ähnlich, es gibt nämlich keine Salate, sondern irgendwelche Pausensnacks, erinnert an moderne Kaufhaus Selbstbedienungsrestaurants mit anschließender Kasse. Robust und unzerstörbar sollte es sein und kein Stühle rücken zu hören sein, erfahren wir.

 

Der Architekt bei seinen Erklärungen im Mensabereich

Befremdlich für Kinder und auch für Erwachsene, irgendwie alles nicht gerade einladend darauf Platz zu nehmen, wie der skeptische Blick des jungen Mannes verrät. Mehr für Mama und Papa gemacht, die, wie man sieht, sich gerne mal hinsetzen, trotz ungewöhnlichen Sitzmöglichkeiten. Nun ist dieser Junge auch noch nicht ganz in dem Alter eines Gymnasiasten. Auch der Fußboden ist ganz in schwarz gehalten. Die Decke weiß. Die Stützen sind aus Sichtbeton, glatte Schalung, poliert. Fast wie Marmor, wie der Architekt stolz verkündet.

Übrig geblieben vom alten Schulbau ist die überdimensionale alte Uhr. Die kenne ich schon aus Kindheitstagen. Die Anzeigetafel daneben erinnert doch eher an Flughäfen, Busterminals und Bahnhofshallen mit An- und Abreisezeiten Anzeige. Ob jemand aus diesem „Kürzel“- Gewirr, welches auch noch in Schnelligkeit über den Bildschirm läuft, seinen Klassenraum mit Lehrpersonal erkennt, wage ich zu bezweifeln.

Nun erfahren wir, das dieser Raum auch als zweite Aula genutzt werden soll. Wie das mit den Kästen möglich ist, sei dahin gestellt. Eventuell gibt es ja noch ein Stuhlraum mit richtigen Stühlen irgendwo. Auf alle Fälle ist die Halle lichtdurchflutet und öffnet sich auch zum Seeligerpark mit einer Terrasse. Es erinnert ein bißchen alles an die Landesmusikakademie und wenn es denn auch richtige Stühle gäbe, könnte man sich hier öffentliche Veranstaltungen: Theater, Musik Tanz durchaus vorstellen.

Blick in den Aussenbereich

Das Bauwerk, so erfahren wir, besteht aus zwei (super gedämmten) Baukörpern, links und rechts, mit jeweils einem Fluchttreppenhaus und wird durch einen Riegel in der Mitte verbunden und bildet somit ein „Z“. Dieser Mittelriegel wird auf der Seite zum alten Schloss, zum neuen Innenhof mit der Spiegelfassade, in seiner ganzen Höhe durch ein offenes Haupttreppenhaus mit Fluren und sogenannten Lernbalkonen erschlossen. Die Fassade steht frei über alle Ebenen davor und wird durch Stahlträger gehalten.

Diese einseitige Halle wird mittels Fensterlamellen zur Belüftung der Mensa und der Flure mit herangezogen. Man hält nichts von mechatronischen Lüftungsanlagen, zu teuer, zu anfällig. Wer die Luftlamellen dann immer öffnen und schließen soll, ging nicht so klar hervor, der Hausmeister? Der Schulbau soll Passivhaus Charakter erhalten, obwohl eigentlich Widersprüchlich für eine Schule. Die verbrauchte warme Luft soll nach oben entweichen und so befindet sich der einzige Heizkörper selbst, an dieser hohen Fensterfassade wieder, da diese im Winter ansonsten gefrieren würde.

Wir sehen uns zunächst die unteren Räumlichkeiten an, das heißt einen Raum, den Musikraum, dürfen wir sehen. Der Raum ist ganz in weiß, Wände, Decke, großzügig bemessen.

Ein Fahrstuhl, der die Ebenen miteinander verbindet ist vorhanden, darf aber nicht benutzt werden. Wir gehen also über das Haupttreppenhaus nach oben und sehen einen der Fachklassen Räume, der Labor mäßig mit allem Drum und Dran ausgestattet ist und durch ein Materialienlager mit einem weiteren Laborraum verbunden ist. Ich erinnere mich, so etwas hatten wir auch schon, er war damals der erste so ausgestattet war. Während ein ehemaliger Gymnasiast von der großen Schule erzählt, das sie nur mittels Büchern lernen konnten, da solche Räumlichkeiten fehlten. In diesem Materialienraum, soviel kann ich mit einem Blick erhaschen, liegt ein ganzes Sammelsurium von Glühbirnen (like Edison), LED’s, Neonröhren, Spots, etc.. Ich nehme an hier sollen die künftigen SchülerInnen nun erfahren mit welchen Mitteln den Menschen durch die Jahrhunderte heimgeleuchtet wurde. Oder hat hier der Hausmeister des Gesamtkomplexes (Schloßmuseum, Schule und Neubau), sein Arsenal zum austauschen.

Ein weiterer Raum wird uns gezeigt. Dieser entspricht einem normalen Klassenraum, allerdings mit einem sogenannten „Whiteboard“ und keinem „Blackboard“ ausgestattet. Ich zähle zweiunddreißig Stühle. Der Raum ist stickig. Es riecht auch noch nach Kleber. Über dem Lehrerpult befindet sich ein Beamer, mittels dem, vom Laptop des Lehrpersonals, auf das Whiteboard projiziert werden kann. Statt Kreide gibt es nun bunte Stifte, die man ebenfalls benutzen und abwischen kann.

Jetzt schauen wir uns die Lernbalkone genauer an. Diese sollten nun ein kleiner Schritt in Richtung Zukunft sein. In kleinen Lerngruppen und in sogenannten Lernlandschaften sollen die SchülerInnen selbstständig Themen erarbeiten, ihre Zeit sinnvoll nutzen können. Ältere den Jüngeren oder umgekehrt? Schwächere den Stärkeren helfen. In Schweden und auch in anderen Ländern wäre man schon viel weiter, so erklärte uns der Architekt. Hier gäbe es gar keine Klassenräume im üblichen Sinne mehr, sondern nur solche Lerngruppen, Jahrgangs übergreifend, dem persönlichen Lerntempo angepasst. Das Thema Inklusion tauchte nun auf. Hier soll nun endlich ähnliches entstehen. Es gäbe aber noch nicht das entsprechende Lehrpersonal dafür. Es entstand nun eine lebhafte Diskussion darüber, die aber bald abgebrochen werden mußte, da die Zeit um war und der Architekt die Schlüssel wieder ab geben musste.

Bauherrin: Die Stadt Wolfenbüttel Architekt: Petersen, Pörksen Partner Architekten und Stadtplaner, Lübek Fertigstellung Januar 2014 Baukosten 6,2 Mio Euro

Zuletzt geändert am: 29.07.2015 um 12:50

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